Margarete von Henneberg
(1459-1509)

Das hennebergisch-braunschweigische Allianzwappen im oberen Schlosshof

Die Grafen von Henneberg hatten ihre Stammlande im südlichen Thüringer Wald. Mainberg war ihr südlichster Außenposten und diente während des 15. Jahrhunderts den verwitweten Gräfinnen als Wohnsitz. Als 1480 Graf Wilhelm III. starb, übernahm seine noch nicht dreißigjähre Witwe Margarete, eine geborene Welfenprinzessin, an Stelle ihrer vier unmündigen Söhne die Regierung und ließ das Schloss als ihre künftige Residenz erheblich erweitern. Damals entstand die bis heute charakteristische, nach Schweinfurt gerichtete Frontseite mit den drei Treppengiebeln. Der repräsentative Bau untermauerte das fürstliche Renommee der Henneberger.

Margarete etablierte in Mainberg eine Hofhaltung mit ständig etwa dreißig Bediensteten. Sie kaufte regelmäßig bei Nürnberger Goldschmieden und auf der Frankfurter Messe kostbare Tuche. Bei Tilman Riemenschneider in Würzburg gab sie ein Kruzifix in Auftrag. Mit Margaretes Tod 1509 endete die erste Glanzzeit des Schlosses. Doch auch später noch nannte ihr Sohn Wilhelm IV. Mainberg sein „bestes Haus“.

Irmgard Wenner über Gräfin Margarete

Wilhelm Sattler
(1784-1859)

Als Wilhelm Sattler das Schloss 1822 kaufte, war es dem Verfall preisgegeben. Der Schweinfurter Multi-Unternehmer bewahrte Mainberg vor dem Schicksal anderer nutzlos gewordener Schlösser, die damals zu Ruinen wurden. Sattler war ein herausragender Pionier der frühindustriellen Zeit in Bayern. Er betrieb erfolgreich Fabriken für Stärke, Farben, Zucker, Tapeten und Steingut. Vor allem die Produktion des bald weltbekannten, jedoch hochgiftigen „Schweinfurter Grüns“, einer Farbe mit bis dahin ungekannter Leuchtkraft, verhalf ihm zu sagenhaftem Reichtum. Sattler nutzte das Schloss zunächst als Tapetenfabrik, in der zeitweise 120 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt waren. Darüber hinaus restaurierte er es gemeinsam mit seiner kunstsinnigen Frau Catharina im Geiste der Burgenromantik und trug eine bedeutende Kunstsammlung zusammen, zu deren Höhenpunkten mehrere Werke von Tilman Riemenschneider zählten. Ab 1844 wohnten Wilhelm und Catharina Sattler mit einem Teil ihrer zehn Kinder auch im Schloss. Nach dem Tod des Ehepaares führten die Erben das Werk noch eine Zeit lang fort. Die Kunstsammlung wurde 1901 unter großem öffentlichen Aufsehen in Berlin versteigert, das Schloss 1902 verkauft.

Video: Andrea Brandl über Wilhelm Sattler in der BR-Doku (2013)

Andrea Brandl und Thomas Horling über die Sattlersche Tapetenfabrik

Erich Schneider über die Sattlersche Kunstsammlung

Uwe Müller über die Sattlersche Bibliothek

Ernst Sachs
(1867-1932)

Mitten im Ersten Weltkrieg erwarb Ernst Sachs Ende 1915 Schloss Mainberg. Ihn zeichnete eine seltene Kombination glücklicher Talente aus: Sachs war zugleich Erfinder und erfolgreicher Unternehmer. Mit der Produktion von Kugellagern und Fahrradnaben („Torpedo“!) war seine Firma innerhalb von zwanzig Jahren von 4 auf 3000 Mitarbeiter angewachsen, deren Zahl sollte sich durch Rüstungsproduktion bis Kriegsende 1918 noch einmal mehr als verdoppeln. Sachs ließ die Innenräume des Schlosses von dem Architekten Franz Rank unter Beteiligung namhafter Künstler (u. a. der Brüder Matthäus und Heinz Schiestl) im Stil des Münchner Historismus umgestalten. Das Schloss wurde zur Residenz eines Industriebarons, der hier die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Sport empfing. Was die Villa Hügel für Krupp in Essen, das sollte Mainberg für Sachs in Schweinfurt sein. Sachs war befreundet mit Wilhelm von Opel, dessen Tochter Elinor 1925 seinen einzigen Sohn Willy heiratete. Seitdem lebte auf Mainberg eines der reichsten Ehepaare Deutschlands. 1932 wurde hier der später weltbekannte Playboy Gunter Sachs geboren. Die wenig später vollzogene Scheidung von Willy Sachs und Elinor von Opel leitete jedoch schon nach zwei Jahrzehnten den Abschied der Familie Sachs von Mainberg ein, auch wenn das Schloss beim Besuch der Nazi-Größen Göring und Himmler noch einmal im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand.

Video: Thomas Horling über Ernst Sachs in der BR-Doku (2013)

Thomas Horling über Geheimrat und Konsul Sachs (2011)